eHealth: Digitalisierung im Gesundheitswesen zwischen Fortschritt und Zurückhaltung
Eine aktuelle Deloitte-Befragung 2025 zeigt, dass eHealth in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt. Besonders die Nutzung von Künstlicher Intelligenz hat stark zugenommen, während Telemedizin und digitale Gesundheitsanwendungen nach wie vor nur von wenigen Bürgern genutzt werden.
KI-Nutzung im Gesundheitswesen wächst
Inhaltsverzeichnis
Ein zentrales Ergebnis der Studie: 25 Prozent der Befragten haben bereits KI-Anwendungen im Gesundheitsbereich eingesetzt – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2024, als es nur neun Prozent waren. Dabei greifen viele Verbraucher auf allgemein verfügbare Tools wie ChatGPT zurück (20 Prozent), während Angebote der Krankenkassen und Krankenhäuser, etwa Symptom-Checker, nur von acht Prozent genutzt werden.
Die Befragten sehen darin vor allem Chancen: 49 Prozent verbinden mit Künstlicher Intelligenz positive Erwartungen. Jeder vierte wäre sogar bereit, zu einem Arzt zu wechseln, der KI einsetzt. Gleichzeitig ist die Bereitschaft zum Teilen von Gesundheitsdaten gestiegen. 65 Prozent würden Daten teilen, 2024 waren es noch 47 Prozent.
Elektronische Patientenakte und E-Rezept auf dem Vormarsch
Auch klassische eHealth-Angebote wie die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept gewinnen an Akzeptanz. Nur zehn Prozent der Befragten lehnen die ePA ab, was das Ziel des Bundesgesundheitsministeriums von einer Zustimmungsrate von 80 Prozent bis Ende des Jahres erreichbar erscheinen lässt. Das E-Rezept ist nach Angaben vieler Befragter inzwischen im Alltag angekommen und wird überwiegend positiv bewertet.
Allerdings bleiben Unsicherheiten bestehen. Viele Bürger wünschen sich mehr Aufklärung zu Nutzen, Mehrwert und Datensicherheit digitaler Anwendungen.
Sinkende Erwartungen an KI
Trotz gestiegener Nutzung und Offenheit sinken die Erwartungen an den konkreten Nutzen von Künstlicher Intelligenz. 45 Prozent hoffen auf bessere Therapien durch KI, fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Auch die Erwartung an intensivere Arzt-Patienten-Gespräche ist von 47 auf 43 Prozent gesunken. Lediglich 35 Prozent gehen noch von einem optimaleren Therapieverlauf aus, 2024 waren es 45 Prozent.
Telemedizin und DiGA bleiben Schwachstellen
Am schwierigsten gestaltet sich die Entwicklung bei Telemedizin und digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). 82 Prozent der Befragten haben Videoberatungen noch nicht genutzt. Gründe sind fehlende Bekanntheit der Angebote oder grundsätzliche Bedenken. Fünf Jahre nach ihrer Einführung wissen zudem 60 Prozent nicht, was eine digitale Gesundheitsanwendung ist.
Besonders ältere Bürger und Menschen in ländlichen Regionen nutzen die Angebote kaum. Dabei könnten gerade diese Gruppen von eHealth-Angeboten wie Telemedizin profitieren, da sie häufig von Versorgungslücken betroffen sind.
Gesundheitsgadgets als Türöffner für eHealth
Während Telemedizin und digitale Gesundheitsanwendungen noch zurückhaltend genutzt werden, erfreuen sich Gesundheitsgadgets im Alltag großer Beliebtheit. Smarte Uhren, Fitness-Tracker oder vernetzte Blutdruck- und Blutzuckermessgeräte gehören für viele Verbraucher längst zum Alltag. Sie liefern kontinuierliche Daten zu Puls, Bewegung oder Schlafqualität und schaffen damit eine direkte Schnittstelle zwischen persönlicher Gesundheitsvorsorge und digitaler Medizin. Diese Geräte senken die Hemmschwelle zur Nutzung digitaler Angebote und können so als Einstieg in umfassendere eHealth-Anwendungen dienen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die gesammelten Daten sinnvoll in ärztliche Betreuung und Gesundheitsversorgung integriert werden können, um echten Mehrwert für Patienten und Mediziner zu schaffen.
Onlineapotheken als Bestandteil von eHealth
Auch Onlineapotheken entwickeln sich zunehmend zu einem festen Bestandteil von eHealth. Mit der Einführung des E-Rezepts sind digitale Bestellwege für Medikamente deutlich einfacher geworden. Patienten können Rezepte direkt per App oder Plattform an die Apotheke ihrer Wahl übermitteln und die Medikamente bequem nach Hause geliefert bekommen. Besonders in ländlichen Regionen oder für Menschen mit eingeschränkter Mobilität bietet dieser Service einen spürbaren Vorteil.
Darüber hinaus erweitern viele Onlineapotheken ihr Angebot um zusätzliche Services wie Medikationspläne, Erinnerungsfunktionen oder digitale Beratung. Damit leisten sie nicht nur einen Beitrag zur besseren Versorgung, sondern verknüpfen traditionelle Leistungen mit neuen digitalen Möglichkeiten. Die Entwicklung verdeutlicht, dass eHealth nicht nur auf ärztliche Versorgung und Klinikangebote beschränkt ist, sondern auch die pharmazeutische Versorgung in den digitalen Wandel einbezieht.
Digitalisierung mit Nachholbedarf
Die Studie verdeutlicht, dass Deutschland bei eHealth Fortschritte macht, im internationalen Vergleich aber weiterhin Rückstand hat. Länder wie Dänemark, Estland oder Israel sind bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens deutlich weiter. Das Bundesgesundheitsministerium hat mit dem Digital-Gesetz (DigiG), dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) und dem Medizinforschungsgesetz (MFG) zwar wichtige Grundlagen geschaffen, dennoch bleibt die praktische Nutzung in der Bevölkerung oft ausbaufähig.
Die Deloitte-Befragung macht deutlich: eHealth ist im Alltag vieler Patienten angekommen, vor allem durch die Nutzung von KI. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, Telemedizin und digitale Gesundheitsanwendungen stärker zu etablieren und insbesondere ältere Bevölkerungsgruppen einzubeziehen.
Experten wie Deloitte-Partner Ibo Teuber betonen, dass Patienten ihre digitalen Gewohnheiten zunehmend in den Gesundheitsbereich übertragen. Nun müsse das Gesundheitssystem nachziehen, um digitale Lösungen flächendeckend verfügbar zu machen und Vertrauen aufzubauen.
Faktenbox
| Zentrale Ergebnisse der Deloitte-Befragung 2025 zu eHealth | |
|---|---|
| Nutzung von KI-Anwendungen im Gesundheitsbereich | 25 % (2024: 9 %) |
| Bereitschaft zum Teilen von Gesundheitsdaten | 65 % (2024: 47 %) |
| Ablehnung elektronische Patientenakte (ePA) | 10 % der Befragten |
| Unkenntnis digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) | 60 % wissen nicht, was DiGA sind |
| Nichtnutzung von Telemedizin | 82 % haben keine Videoberatung genutzt |