Gefährliche Produkte auf Temu und Shein: Stiftung Warentest warnt vor Risiken
Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt, dass gefährliche Produkte auf den Online-Marktplätzen Temu und Shein weit verbreitet sind. Von insgesamt 162 getesteten Artikeln – darunter Schmuck, Babyspielzeug und USB-Ladegeräte – erfüllten 110 nicht die geltenden EU-Sicherheitsstandards. Besonders besorgniserregend: Einige Halsketten überschritten den Grenzwert für das Schwermetall Cadmium um mehr als das 8.500-Fache. Auch Spielzeuge und Ladegeräte wiesen gravierende Sicherheitsmängel auf.
Umfang der Untersuchung und zentrale Ergebnisse
Inhaltsverzeichnis
Die Stiftung Warentest prüfte gemeinsam mit Verbraucherorganisationen aus Dänemark und Belgien insgesamt 162 Produkte von Drittanbietern auf Temu und Shein. Dabei wurden 54 Halsketten, 54 USB-Ladegeräte und 54 Spielzeuge für Kleinkinder getestet. Das Ergebnis fiel alarmierend aus: Zwei Drittel dieser Produkte gelten als gefährliche Produkte im Sinne der EU-Sicherheitsnormen.
Bei den Schmuckartikeln fanden die Tester Cadmium-Konzentrationen von über 85 Prozent – erlaubt sind maximal 0,01 Prozent. Das giftige Schwermetall kann Nieren- und Knochenschäden verursachen und gilt als krebserregend. Die Experten raten daher, betroffene Schmuckstücke umgehend zu entsorgen und über Schadstoffsammelstellen zu entsorgen, nicht im Hausmüll.
Auch bei Babyspielzeug zeigte sich ein bedenkliches Bild. Stofftücher enthielten zu hohe Mengen an Formaldehyd, das Hautreizungen und Allergien auslösen kann. Zudem waren einige Quietschbälle lauter als gesetzlich erlaubt, was das Gehör von Kleinkindern gefährden kann.
USB-Ladegeräte stellten ein weiteres Risiko dar: Fast alle getesteten Modelle überhitzten deutlich, einige erreichten Temperaturen bis zu 88 Grad Celsius – der EU-Grenzwert liegt bei 77 Grad. Damit zählen auch sie zu den gefährlichen Produkten, da sie Brandgefahr bergen und die elektrische Isolierung beschädigen können.
Gefährliche Produkte: Risiken für Gesundheit und Sicherheit
Gefährliche Produkte aus unsicheren Onlinequellen stellen ein erhebliches Risiko für Verbraucher dar. Bei Schmuck besteht die Gefahr chronischer Vergiftungen, bei Spielzeug drohen gesundheitliche Schäden durch chemische Substanzen oder übermäßigen Lärm. Elektronische Geräte wie Ladegeräte können im schlimmsten Fall Brände auslösen.
Laut Dr. Florian Ostermann von der Stiftung Warentest zeigen die Ergebnisse, „dass viele vermeintliche Schnäppchen auf Plattformen wie Temu und Shein potenziell giftig oder brandgefährlich sind“. Käufer sollten deshalb besonders vorsichtig sein und prüfen, ob ihr Produkt auf der Warnliste für gefährliche Produkte aufgeführt ist.
Mangelnde Kontrolle und EU-Reaktionen
Der Onlinehandel mit Billigprodukten aus Nicht-EU-Ländern wächst rasant. 2024 kamen laut EU-Kommission rund 4,6 Milliarden Kleinsendungen mit einem Warenwert unter 150 Euro in die EU – viele davon von Plattformen wie Temu und Shein. Für diese Importe gelten vereinfachte Zoll- und Kontrollverfahren, was die Entdeckung gefährlicher Produkte erschwert.
Die EU-Kommission arbeitet derzeit an strengeren Regelungen für den grenzüberschreitenden E-Commerce, um den Import nicht konformer Waren einzudämmen. Künftig sollen Online-Marktplätze stärker in die Pflicht genommen werden, für die Produktsicherheit zu haften und ihre Händler zu überprüfen.
Verbraucherhinweise: So erkennen Sie gefährliche Produkte
Verbraucher können sich auf der Website der Stiftung Warentest informieren, ob sie betroffene Artikel besitzen. Die Warnliste führt detailliert Artikelnummern auf, bei denen Sicherheitsmängel festgestellt wurden. Käufer sollten:
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- Schmuck und Spielzeug ohne CE-Kennzeichnung meiden,
- nur geprüfte Ladegeräte mit GS- oder TÜV-Siegel verwenden,
- und im Zweifel lieber auf vertrauenswürdige Händler aus der EU zurückgreifen.
Generell gilt: Wenn ein Produkt auffällig billig erscheint oder keinerlei Herstellerangaben enthält, könnte es sich um ein gefährliches Produkt handeln.
Mehr Kontrollen und Aufklärung
Die Untersuchung zeigt, dass der Markt für gefährliche Produkte im Onlinehandel wächst. Experten fordern daher mehr Aufklärung, bessere Kennzeichnungspflichten und verstärkte Zollkontrollen. Die Stiftung Warentest betont, dass Verbraucher sich nicht allein auf Marktplatzangaben verlassen sollten.
Die zunehmende Zahl gefährlicher Produkte verdeutlicht, dass Verbraucherschutz und Produktsicherheit im digitalen Handel dringend gestärkt werden müssen – sowohl auf nationaler Ebene als auch innerhalb der EU.
Faktenbox
| Zentrale Fakten zu gefährlichen Produkten auf Temu und Shein | |
|---|---|
| Getestete Produkte insgesamt | 162 |
| Nicht EU-konforme Produkte | 110 |
| Halsketten mit Cadmiumbelastung | bis zu 85 % |
| Formaldehyd in Baby-Spielzeug | bis zu 164 mg/kg (Grenzwert 30 mg/kg) |
| Maximaltemperatur USB-Ladegeräte | 88 °C (Grenzwert 77 °C) |