Gründungen in Deutschland 2024 auf historischem Tiefstand
Die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland 2024 ist auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gefallen. Nach Berechnungen des ZEW Mannheim und der Creditreform Wirtschaftsforschung wurden nur noch rund 161.000 neue Firmen registriert. Damit setzt sich der langjährige Abwärtstrend fort, der insbesondere durch Rezession, Bürokratie und steigende Kosten verstärkt wird.
Rückgang trifft Industrie besonders hart
Inhaltsverzeichnis
Besonders gravierend ist der Einbruch im Verarbeitenden Gewerbe. 2024 wurden in diesem Bereich lediglich rund 5.000 neue Unternehmen gegründet. Das entspricht einem Rückgang von 38 Prozent im Vergleich zu 2016. Im forschungsintensiven Teil der Industrie lag das Minus bei 20,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wirtschaftsforscher warnen, dass dieser Trend Innovationen bremst und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig schwächt.
ZEW-Expertin Sandra Gottschalk sieht darin ein ernstzunehmendes Risiko für die deutsche Wirtschaft: Weniger Gründungen in der Industrie bedeuteten weniger neue Produkte auf dem Markt und einen Rückgang der Innovationsdynamik.
Baugewerbe verliert weiter an Dynamik
Auch das Baugewerbe verzeichnet 2024 deutliche Einbußen. Nur rund 14.700 neue Unternehmen gingen an den Start – ein Rückgang von 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und deutlich unter dem Niveau von 2019. Als Ursachen gelten neben der schwachen Konjunktur vor allem höhere Rohstoff- und Energiekosten sowie steigende Finanzierungskosten.
Damit verliert ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig an Gründungsdynamik und verschärft die strukturellen Probleme der Bauindustrie, die zusätzlich von einer sinkenden Nachfrage im Wohnungsbau betroffen ist.
Hoffnungsträger im IT-Sektor
Eine gewisse Dynamik zeigten in der Vergangenheit die Branchen IT-Dienstleistungen sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Hier stiegen die Zahlen zwischen 2016 und 2021 vor allem durch den Trend zu Künstlicher Intelligenz. Doch auch in diesem Bereich bremst die wirtschaftliche Abschwächung: In der Softwarebranche sank die Zahl der Start-ups zuletzt um 20 Prozent. Experten sehen trotz Rückgangs in digitalen Technologien weiterhin den wichtigsten Hoffnungsträger für künftige Unternehmensgründungen in Deutschland.
Ursachen: Bürokratie, Kosten und Unsicherheit
Die Gründe für die schwache Entwicklung bei den Unternehmensgründungen in Deutschland 2024 sind vielfältig. Neben hohen Energie- und Rohstoffpreisen wirken sich Fachkräftemangel, geopolitische Unsicherheiten und wachsende Bürokratie hemmend aus. Schon seit Jahren kritisieren Experten, dass langwierige Antragsverfahren, steuerliche Hürden und rechtliche Vorgaben innovative Projekte ausbremsen.
Patrik-Ludwig Hantzsch von Creditreform fasst zusammen: Wirtschaftskrise und Bürokratie belasten die Gründungsbereitschaft in erheblichem Maße und behindern den Aufbau neuer Arbeitsplätze sowie Investitionen in die Zukunft.
Forderungen nach gezielter Förderpolitik
Angesichts der dramatischen Entwicklung fordern ZEW und Creditreform eine gezielte Förderung innovativer Unternehmensgründungen. Breite Unterstützungsmaßnahmen nach dem Gießkannenprinzip seien nicht zielführend. Stattdessen könnten steuerliche Anreize für Forschung und Entwicklung und die Konzentration auf wachstumsstarke Gründungen für neue Dynamik sorgen.
Der Fokus liege auf der Schaffung von Rahmenbedingungen, die Gründern den Markteintritt erleichtern, Investitionen attraktiver machen und eine langfristige Innovationsstrategie unterstützen.
Chancen für eine Stabilisierung
Trotz des historischen Rückgangs gibt es Chancen für eine Stabilisierung. Fachleute sehen gerade im Technologiesektor und in digital getriebenen Geschäftsmodellen Potenzial für künftige Unternehmensgründungen. Allerdings bleibt entscheidend, ob Reformen bei Bürokratieabbau, Energiepreisentlastung und Förderung von Innovationen rechtzeitig greifen.
Die Entwicklung der Unternehmensgründungen in Deutschland 2024 verdeutlicht, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen dringend erforderlich sind, um die Basis für langfristiges Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
| Fakten zu Unternehmensgründungen in Deutschland 2024 | |
|---|---|
| Gesamtzahl Neugründungen | ca. 161.000 |
| Durchschnitt 2015–2021 | ca. 168.000 pro Jahr |
| Verarbeitendes Gewerbe | 5.000 Neugründungen (-38 % seit 2016) |
| Baugewerbe | 14.700 Neugründungen (-12,7 % seit 2023) |
| Softwarebranche | -20 % gegenüber Vorjahr |
| Hauptursachen Rückgang | Rezession, Bürokratie, hohe Kosten, Fachkräftemangel |