Corona-Aufbaufonds: EU-Milliarden zeigen nur begrenzte Wirkung
Der Corona-Aufbaufonds der Europäischen Union sollte nach der Pandemie den wirtschaftlichen Neustart beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen stärken. Doch laut einem aktuellen Bericht des Europäischen Rechnungshofs bleiben die Ergebnisse bislang hinter den Erwartungen zurück. Trotz Reformzusagen und Investitionen in Höhe von 109 Milliarden Euro sei das Unternehmensumfeld in der EU nur teilweise verbessert worden.
Ziele und Struktur des Corona-Aufbaufonds
Inhaltsverzeichnis
Die Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF), allgemein als Corona-Aufbaufonds bezeichnet, wurde 2021 mit einem Gesamtvolumen von 650 Milliarden Euro eingerichtet. Ziel war es, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie abzufedern und langfristige Reformen anzustoßen. Um Mittel aus dem Fonds zu erhalten, mussten die EU-Mitgliedstaaten nationale Aufbaupläne mit konkreten Reformen und Investitionen vorlegen – insbesondere zur Verbesserung des Unternehmensumfelds.
Zu den Schwerpunkten zählten die Förderung privater Investitionen, der bessere Zugang zu Finanzierungen, die Vereinfachung von Steuersystemen sowie der Abbau administrativer Hürden. Insgesamt nahmen die Mitgliedstaaten 157 Reformen und 254 Investitionen in ihre Programme auf, um die in den länderspezifischen Empfehlungen (LSE) der Jahre 2019 und 2020 identifizierten Schwachstellen zu beheben.
Der Europäische Rechnungshof sieht begrenzte Fortschritte
Der Sonderbericht 21/2025 des Rechnungshofs kommt zu dem Schluss, dass die mit dem Corona-Aufbaufonds finanzierten Maßnahmen die identifizierten Probleme nur teilweise lösen konnten. Zwar hätten die Mitgliedstaaten etwa ein Viertel der EU-Empfehlungen weitgehend umgesetzt, doch keine vollständig. Rund die Hälfte der Empfehlungen sei nur ansatzweise oder gar nicht bearbeitet worden.
„Die EU hat die für die Erholung nach der Pandemie vorgesehenen Gelder eingesetzt, um den Ländern Anreize für wichtige Reformen zu bieten. Ergebnisse sind bisher aber kaum erkennbar“, erklärte Ivana Maletić, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Europäischen Rechnungshofs.
Verzögerungen gefährden die Zielerreichung
Ein zentrales Problem sei der langsamer als erwartete Fortschritt bei vielen Projekten. In vier untersuchten Ländern – Bulgarien, Spanien, Zypern und Österreich – waren im April 2025 noch mehr als ein Viertel der Reformen unvollständig. Da sämtliche Maßnahmen bis Ende August 2026 abgeschlossen sein müssen, könnten weitere Verzögerungen den Gesamterfolg des Corona-Aufbaufonds gefährden.
Hinzu kommt: Nur bei rund einem Drittel der abgeschlossenen Reformen konnten die Prüfer konkrete, messbare Ergebnisse feststellen. Viele Maßnahmen beschränkten sich auf die Verabschiedung neuer Gesetze, deren tatsächliche Wirkung erst in den kommenden Jahren erkennbar sein dürfte.
Strukturelle Probleme bestehen weiter
Trotz der enormen finanziellen Mittel des Corona-Aufbaufonds bestehen zahlreiche strukturelle Probleme in den Mitgliedstaaten fort. Besonders beim Abbau von Bürokratie, bei der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen und beim vereinfachten Steuerzugang seien nur geringe Fortschritte sichtbar.
Einige Mitgliedstaaten hätten zwar formell ihre Verpflichtungen erfüllt, aber keine ausreichenden Mechanismen geschaffen, um die nachhaltige Wirkung der Reformen sicherzustellen. Zudem wurden 7 Prozent der EU-Empfehlungen gar nicht berücksichtigt – ein Zeichen, dass zentrale Ziele der Fazilität bislang nicht erreicht wurden.
Potenzial bleibt ungenutzt
Die Pandemie hatte 2020 die europäische Wirtschaft schwer getroffen. Zwar erholte sich die Konjunktur 2021, doch viele strukturelle Schwächen bestehen fort. Der Corona-Aufbaufonds könnte langfristig einen wichtigen Beitrag leisten, um Investitionen zu fördern und die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern.
Der Europäische Rechnungshof fordert deshalb, die Fortschritte künftig enger zu überwachen und stärker auf tatsächliche Ergebnisse zu achten. Nur so könne das Potenzial des Corona-Aufbaufonds voll ausgeschöpft werden, um die wirtschaftliche Resilienz Europas nachhaltig zu stärken.
Faktenbox
| Fakten zum Corona-Aufbaufonds (ARF) | |
|---|---|
| Gesamtvolumen | 650 Mrd. Euro |
| Mittel für Unternehmensumfeld | 109 Mrd. Euro |
| Reformen | 157 Maßnahmen |
| Investitionen | 254 Projekte |
| Umgesetzte Empfehlungen | ca. 25 % weitgehend erfüllt |
| Abgeschlossene Reformen mit messbaren Ergebnissen | rund 1/3 |
| Unberücksichtigte Empfehlungen | ca. 7 % |
| Abschlussfrist | August 2026 |