CO2e-Berechnung: Österreichische Post entwickelt neues System für Sendungsebene

Die Österreichische Post hat ein System zur CO2e-Berechnung auf Sendungsebene eingeführt und setzt damit einen neuen Standard in der Logistikbranche. Ziel ist es, Emissionen nicht mehr nur als Durchschnittswerte darzustellen, sondern für jedes einzelne Paket verursachungsgerecht zu erfassen. Kurz nach dem Start wurde die Innovation bereits mit zwei Fachpreisen ausgezeichnet.

Präzision in der CO2e-Berechnung für Großversender

Mit der CO2e-Berechnung ermöglicht die Post Großversendern erstmals fundierte und belastbare Angaben für ihre Nachhaltigkeitsberichte. Grundlage ist eine Methodik nach ISO 14083, die sämtliche Transport- und Sortierprozesse berücksichtigt. Die CO2e-Berechnung erfolgt dabei nicht pauschal, sondern anhand realer Prozessdaten. Unternehmen erhalten dadurch konkrete Kennzahlen, um eigene Emissionsstrategien zu dokumentieren oder Optimierungen abzuleiten.

Peter Umundum, Generaldirektor-Stellvertreter und Vorstand für Paket & Logistik, verweist auf die Einzigartigkeit der Lösung: Die Post könne sowohl Kunden mit präzisen Emissionsdaten versorgen als auch intern erkennen, in welchen Abschnitten der Logistikkette Verbesserungspotenzial besteht.

Digitale Nachbildung des Transportablaufs

Im Zentrum der CO2e-Berechnung steht die digitale Abbildung des gesamten Sendungswegs. Mithilfe von Scanevents wird der Transport inklusive Verladepunkten, Fahrstrecken, Fahrzeugtypen, Sortieranlagen und Zustellbasen nachgebildet. In der sogenannten GLECO-Methodik werden die Emissionen jedes Prozessschritts einzeln erfasst und nach Verursachungsprinzip der jeweiligen Sendung zugeordnet.

Dieser Ansatz führt zu einem hohen Detailgrad. Während herkömmliche Verfahren auf Durchschnittswerten basieren, stellt die CO2e-Berechnung der Post den tatsächlichen Emissionsverlauf einer Sendung dar. Das bietet eine datenbasierte Grundlage für Logistikoptimierungen, Flottensteuerung und Routenplanung.

Internationale Anerkennung und Innovationspreise

Bereits wenige Wochen nach Einführung wurde das System für seine Innovationskraft ausgezeichnet. Beim „Decarbonization Supplier Day“ am 1. Oktober in Paris verlieh Amazon den „Excellence in Emissions Reporting Award“ an die Österreichische Post. Die Auszeichnung würdigt die präzise Umsetzung der CO2e-Berechnung für den Logistiksektor.

Nur Tage später folgte der HERMES-Wirtschaftspreis in der Kategorie Innovation, vergeben im Rahmen der „Gala der österreichischen Wirtschaft“ in der Wiener Hofburg. Die Jury hob den Beitrag zur Weiterentwicklung nachhaltiger Lieferketten hervor.

Bedeutung für die Logistikbranche

Die Einführung einer auf Sendungsebene ausgerichteten CO2e-Berechnung hat weitreichende Bedeutung. Unternehmen stehen zunehmend unter Druck, Emissionsdaten im Rahmen von CSRD- und ESG-Berichtspflichten offenzulegen. Mit der neuen Methodik können Logistikpartner nun differenzierte Daten bereitstellen, was den Übergang von Durchschnittswerten zu verursachungsgerechten Kennzahlen beschleunigt.

Für Geschäftskunden entsteht zudem eine Grundlage für interne Nachhaltigkeitsstrategien und externe Berichtsformate. Die Post positioniert sich damit als Anbieter operativ nutzbarer Umweltkennzahlen statt rein deklaratorischer Werte.

Integration und Expansion

Die Österreichische Post plant, die CO2e-Berechnung schrittweise in digitale Kundenportale und Reportingprozesse einzubinden. Perspektivisch könnte das System auch um Vergleichsdaten, Benchmarking-Funktionen oder Emissionssimulationen erweitert werden. Eine internationale Skalierung – etwa durch Kooperation mit anderen Postgesellschaften – ist ebenfalls denkbar, da die Methodik modular aufgebaut ist.

Angesichts zunehmender regulatorischer Anforderungen dürfte die CO2e-Berechnung künftig ein Pflichtbestandteil im Logistikreporting werden. Mit dem neuen System stellt die Post frühzeitig die Weichen für präzise und überprüfbare Emissionsdaten in der Paketlogistik.

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