E-Mobilität im KEP-Markt: Prognosen von PwC und Strategy&
Die E-Mobilität im KEP-Markt gilt als Zukunftstechnologie, doch der Ausbau in Deutschland verläuft langsamer als geplant. In einem aktuellen Interview mit Gunther Dütsch, Partner Sustainability Services bei PwC Deutschland, und Philipp Rose, Director E-Mobility bei Strategy&, wurden die aktuellen Rahmenbedingungen und die Perspektiven für die Branche diskutiert. Das Fazit der Experten ist eindeutig: Elektromobilität wird sich durchsetzen, ein Zurück zum Verbrenner gibt es nicht.
Langsamer Hochlauf trotz technischer Fortschritte
Inhaltsverzeichnis
Laut PwC wird Deutschland bis 2030 rund zehn Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen haben – etwa fünf Millionen weniger als das offizielle Regierungsziel. Obwohl Reichweiten steigen, Ladezeiten sinken und der Strommix zunehmend erneuerbare Energien enthält, bremsen politische Unsicherheiten den Ausbau.
Dütsch betont im Interview, dass es nicht an der Infrastruktur mangele. „Die Ausbauziele sind hier eher zu ambitioniert angesetzt.“ Problematisch sei vielmehr das fehlende politische Commitment. Die Diskussion um E-Fuels oder „Technologieoffenheit“ schaffe Unsicherheit und halte Investoren wie auch Verbraucher zurück.
Auswirkungen auf die KEP-Branche
Besonders für die Kurier-, Express- und Paketdienste ist die E-Mobilität im KEP-Markt ein zentrales Thema. Rose erklärt: „Gerade in der Logistikbranche zeigt sich, dass E-Fahrzeuge langfristig finanziell besser abschneiden als Verbrenner – teilweise sogar schon heute.“
Die steigenden CO₂-Preise verstärken diesen Effekt. Sollten geplante Steigerungen allerdings zurückgenommen werden, müssten Unternehmen ihre Kalkulationen anpassen. Dennoch sieht Rose die Branche als Vorreiter: „Vor allem auf der Letzten Meile sind KEP-Flotten häufig weiter als private Verbraucher.“
Kein Weg zurück zum Verbrenner
Im Interview machen beide Experten deutlich, dass ein „back to black“ ausgeschlossen ist. Rose unterstreicht: „Der Zenit der Verkaufszahlen von Verbrennungsmotoren ist überschritten. Elektromobilität ist global bereits gesetzt.“
Wasserstoff sei zwar technologisch erprobt, aber für den breiten logistischen Alltag noch zu teuer und das Tankstellennetz zu dünn. Damit bleibt die E-Mobilität im KEP-Markt die einzig realistische Option, um Kosten zu senken und die Transformation zu gestalten.
Politische Unsicherheit als Hemmfaktor
Ein weiteres Thema ist die Rolle der Politik. Dütsch weist darauf hin, dass fehlende Preisparität zwischen E-Autos und Verbrennern die Einführung neuer Technologien verlangsamen könne. „Es fehlt an einem klaren Bekenntnis der Bundesregierung“, so der PwC-Partner. Ein eindeutiges Signal würde Investitionen erleichtern, etwa beim Wiederverkaufswert von E-Fahrzeugen, der derzeit noch viele Fragen aufwirft.
Kooperationen als Chance
Im Interview wurde auch über innovative Modelle gesprochen, die den Hochlauf beschleunigen könnten. Rose verweist auf Kooperationen zwischen Autoherstellern und Energieversorgern. Leasingraten, die Stromtarife enthalten, sind ein Beispiel für neue Geschäftsmodelle, die auch im KEP-Sektor denkbar wären – insbesondere für große Elektro-Lkw.
Ganzheitliche Transformation notwendig
Die Experten betonen, dass die Umstellung auf Elektromobilität nicht nur den Fahrzeugwechsel betrifft. Unternehmen müssen ihre gesamte Prozesskette anpassen: von der Ladeinfrastruktur an Depots über digitale Routenplanung bis hin zu Schulungen für Fahrer und der Integration von Fahrzeugdaten in IT-Systeme. Nur so lassen sich die Vorteile der E-Mobilität im KEP-Markt voll ausschöpfen.
Dütsch fasst es so zusammen: „Es gibt nicht die eine Maßnahme, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Es braucht einen ganzheitlichen Blick.“
Beide Experten wagen im Interview eine klare Prognose: Bis 2030 werden mindestens 50 Prozent, möglicherweise sogar 70 Prozent der KEP-Fahrzeuge elektrisch fahren. Damit bleibt die Branche ein Vorreiter der Transformation und dürfte ihre Rolle im Vergleich zu anderen Mobilitätssektoren weiter ausbauen.
Faktenbox
| E-Mobilität im KEP-Markt 2030 | |
|---|---|
| PwC-Prognose für Deutschland | 10 Mio. Elektrofahrzeuge bis 2030 |
| Regierungsziel | 15 Mio. Elektrofahrzeuge bis 2030 |
| Anteil elektrischer KEP-Flotten | 50–70 % bis 2030 |
| Hauptvorteile | Kostensenkung, digitale Integration, CO₂-Einsparung |
| Alternative Technologien | Wasserstoff aktuell zu teuer, Netz kaum vorhanden |