Nachhaltige Logistik: DHL Global Survey 2025 liefert Einblicke für KMU

Die aktuelle DHL-Studie DHL-Sustainability-Survey [PDF, englisch] zeigt, dass nachhaltige Logistik für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weltweit zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden ist. In einer Befragung von 5.437 Entscheidern aus elf Ländern und neun Branchen wurden Einschätzungen zu Bedeutung, Investitionsbereitschaft, Kundenerwartungen und Hürden bei der Umsetzung erfasst. Die Untersuchung verdeutlicht, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie zwar hohe Priorität genießt, in der Praxis jedoch häufig noch nicht konsequent umgesetzt wird.

Nachhaltige Logistik
Nachhaltige Logistik

Befragt wurden Unternehmen aus den Sektoren Finanzdienstleistungen, Mode, Technologie, Handel, Konsumgüter, professionelle Dienstleistungen, Ingenieurwesen, Chemie sowie Life Sciences & Healthcare. Ziel der Analyse war es, zu ermitteln, wie KMU weltweit Nachhaltigkeit im Logistikbereich verankern und welche Faktoren den Fortschritt beeinflussen.

Nachhaltige Logistik weltweit unterschiedlich bewertet

Global betrachtet stufen 75 Prozent der KMU Nachhaltigkeit als „sehr wichtig“ oder „äußerst wichtig“ ein. Besonders stark ausgeprägt ist diese Haltung in Indien (95 Prozent) und China (91 Prozent), gefolgt von Mexiko (86 Prozent). In Europa zeigen die Niederlande mit 84 Prozent eine hohe Zustimmung, während Frankreich (55 Prozent) und vor allem Japan (53 Prozent) deutlich darunter liegen. Diese Unterschiede lassen sich zum Teil durch nationale Rahmenbedingungen erklären: Gesetzliche Vorgaben, Förderprogramme und gesellschaftliche Debatten prägen, wie stark nachhaltige Logistik in den Unternehmensalltag integriert wird.

Auch branchenspezifisch gibt es klare Unterschiede. Der Finanzsektor und die Modebranche führen mit jeweils 81 Prozent Zustimmung. In beiden Bereichen wird Nachhaltigkeit nicht nur als gesellschaftliche Verantwortung gesehen, sondern auch als Instrument zur Stärkung der Marktposition.

Investitionsbereitschaft bleibt hinter dem Anspruch zurück

Trotz der hohen Relevanz investieren viele KMU nur begrenzt in nachhaltige Logistik. 53 Prozent stellen lediglich 1–3 Prozent ihres Betriebsbudgets dafür bereit, 16 Prozent investieren gar nicht. Lediglich 9 Prozent sind bereit, mehr als 5 Prozent des Budgets in nachhaltige Maßnahmen zu stecken. Dabei könnten Förderprogramme, Steuererleichterungen und Innovationsprämien vieler Länder Investitionen erleichtern. Laut DHL liegt das Problem oft in mangelnder Kenntnis über bestehende Unterstützungsmöglichkeiten und in der Sorge, dass sich Investitionen nicht kurzfristig rechnen.

Kundeninteresse wird häufig unterschätzt

Nur 23 Prozent der KMU glauben, dass ihre Kunden bereit wären, für nachhaltige Logistik einen deutlichen Aufpreis zu zahlen. In Indien (51 Prozent) und China (47 Prozent) ist das Vertrauen in die Zahlungsbereitschaft wesentlich höher. Besonders in Deutschland sehen 74 Prozent der Unternehmen die größte Hürde in mangelnder Unterstützung durch Kunden und Mitarbeiter. Dabei zeigen externe Erhebungen wie die McKinsey-Studie von 2023, dass zwei Drittel der Konsumenten Nachhaltigkeit in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen.

Branchenprofile: Von Mode bis Finanzdienstleistungen

Die Modebranche, die häufig wegen ihrer ökologischen Belastung kritisiert wird, zeigt sich überraschend offen für nachhaltige Logistik. 78 Prozent der befragten Unternehmen sind überzeugt, dass umweltfreundliche Lieferoptionen das Markenimage verbessern können, 75 Prozent erwarten eine höhere Zahlungsbereitschaft ihrer Kunden für nachhaltige Produkte.

Im Finanzsektor ist Nachhaltigkeit inzwischen fest verankert: 88 Prozent der Unternehmen stellen gezielt Budget bereit, fast die Hälfte erwartet durch nachhaltige Lieferoptionen klare Wettbewerbsvorteile. Ähnliche Tendenzen gibt es in der Technologiebranche, in der Abfallreduzierung und Energieeffizienz zentrale Themen sind.

Handlungsempfehlungen für KMU

DHL nennt drei zentrale Hebel, um nachhaltige Logistik in Unternehmen voranzubringen:

    1. Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF): SAF kann Treibhausgasemissionen im Vergleich zu fossilem Kerosin um bis zu 80 Prozent reduzieren. Es wird aus erneuerbaren Quellen wie Altspeiseöl, tierischen Fetten oder landwirtschaftlichen Reststoffen hergestellt und lässt sich mit herkömmlichem Treibstoff mischen.
    2. Reduzierung von Fehlzustellungen: Flexible Lieferoptionen, wie sie DHLs On-Demand Delivery (ODD) bietet, erhöhen die Zustellquote beim ersten Versuch und senken damit Transportemissionen.
    3. Optimierung der letzten Meile: KI-gestützte Routenplanung kann Fahrstrecken verkürzen, den Energieverbrauch senken und die Lieferzeiten optimieren.

Ergänzend empfiehlt DHL kostengünstige Maßnahmen wie den Einsatz lokaler Lieferanten, Recyclingprogramme in Büros und Lagern oder die Schulung von Mitarbeitern zu nachhaltigen Arbeitsweisen.

Nachhaltige Logistik als strategischer Vorteil

Die Ergebnisse der DHL-Studie zeigen, dass nachhaltige Logistik nicht nur dem Klimaschutz dient, sondern auch als Wachstums- und Investitionsfaktor wirkt. Regulatorische Entwicklungen, steigende Energiekosten und veränderte Konsumgewohnheiten verstärken diesen Trend. Tobias Meyer, CEO der DHL Group, sieht in emissionsarmer Logistik eine zentrale Säule der Unternehmensstrategie – mit dem Potenzial, langfristig ökologische und wirtschaftliche Vorteile zu verbinden.

Für KMU kann die Zusammenarbeit mit erfahrenen Logistikpartnern den entscheidenden Unterschied ausmachen, um die eigene Lieferkette zukunftsfähig, effizient und umweltfreundlich zu gestalten.

Faktenbox

DHL Global Survey 2025 – Kernergebnisse
Teilnehmer 5.437 KMU in 11 Ländern
Höchste Zustimmung Nachhaltigkeit Indien 95 %, China 91 %
Geringste Zustimmung Japan 53 %
Investitionsbereitschaft 1–3 % Budget 53 % der KMU weltweit
Kundenzahlungsbereitschaft hoch Global 23 %, Indien 51 %, China 47 %
Größte Hürde Mangelnde Unterstützung durch Kunden und Mitarbeiter