Illegale Waren aus Fernost: HDE fordert strengere Zollkontrollen und Abschaffung der Freigrenze

Mit der Vorstellung der Zoll-Jahresbilanz 2024 durch Bundesfinanzminister Lars Klingbeil rückt ein dringendes Problem erneut in den Fokus: die wachsende Zahl an Paketsendungen und illegale Waren aus Fernost – vor allem über Plattformen wie Temu und Shein – und die damit verbundenen Verstöße gegen EU-Vorgaben. Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht akuten Handlungsbedarf und fordert umfassende Maßnahmen.

Illegale Waren aus Fernost: HDE fordert strengere Zollkontrollen und Abschaffung der Freigrenze
Illegale Waren aus Fernost: HDE fordert strengere Zollkontrollen und Abschaffung der Freigrenze

Illegale Waren aus Fernost: Sicherheitsrisiken und Wettbewerbsverzerrung

Der HDE kritisiert, dass ein Großteil der aus Fernost gelieferten Waren nicht den europäischen Produktsicherheitsstandards entspricht. Hinzu kommen systematische Falschdeklarationen beim Warenwert. Durch diese Tricks – etwa das gezielte Aufteilen teurer Produkte auf mehrere Pakete – umgehen Anbieter gezielt die derzeit gültige Zollfreigrenze von 150 Euro.

Die Folge: legale, regelkonforme Händler in Europa werden massiv benachteiligt. „Die heimischen Anbieter halten sich an alle Vorschriften, während einige internationale Plattformen mit unfairen Mitteln agieren“, so HDE-Präsident Alexander von Preen.

Zollfreigrenze im Fokus: EU muss nachziehen

Im Zentrum der Debatte steht die Zollfreigrenze von 150 Euro. Aktuell gelangen jährlich rund 4,6 Milliarden Pakete mit angeblich geringem Warenwert in die EU – 91 Prozent davon aus China. Diese enorme Menge macht eine lückenlose Kontrolle unmöglich. Der HDE fordert deshalb die komplette Abschaffung der Freigrenze sowie eine generelle Anmeldepflicht für jedes Paket – unabhängig vom Warenwert.

Ein Blick auf die USA zeigt, dass ein entschlossenes Vorgehen möglich ist: Dort wurde die Freigrenze bereits im April 2025 gestrichen, zusätzlich wird auf jedes Paket nun eine Bearbeitungsgebühr erhoben. Die Folge: Anbieter wie Temu zogen sich weitgehend vom US-Markt zurück – und verlagern ihre Aktivitäten verstärkt nach Europa.

Digitale Kontrolle statt analogem Rückstand

Um mit dem stark zunehmenden Paketvolumen Schritt halten zu können, fordert der HDE eine umfassende Digitalisierung der Zollabwicklung. Nur durch automatisierte und intelligente Stichprobenkontrollen lässt sich der Zustrom potenziell illegaler Waren wirksam eindämmen.

Alexander von Preen betont: „Die Behörden dürfen nicht mehr zum Zuschauen verbannt sein – der Zoll braucht moderne Ausrüstung und klare gesetzliche Befugnisse.“ Ohne digitale Lösungen droht dem europäischen Markt weiterer Schaden.

EU-Kommission bereits aktiv – jetzt ist Umsetzung gefragt

Die EU-Kommission hat bereits im Februar 2025 eine „Toolbox“ mit konkreten Vorschlägen präsentiert:

    • Abschaffung der Zollfreigrenze
    • Einführung einer pauschalen Bearbeitungsgebühr
    • Registrierung jeder Sendung im Import-One-Stop-Shop-System

Der HDE drängt nun auf eine schnelle Umsetzung dieser Maßnahmen gegen die wachsende Zahl an Paketsendungen und illegale Waren aus Fernost auf europäischer Ebene. In einem aktuellen Schreiben an das Bundesfinanzministerium wird gefordert, dass Deutschland hier mit Nachdruck vorangeht.

Wettbewerbsfairness und Verbraucherschutz müssen gesichert werden

Die Debatte um illegale Waren aus Fernost steht stellvertretend für eine größere Herausforderung im grenzüberschreitenden E-Commerce. Damit der europäische Binnenmarkt nicht durch unfaire Praktiken geschwächt wird, braucht es jetzt entschlossenes Handeln von Politik, Zoll und EU-Behörden. Der Schutz von Verbrauchern und rechtskonformen Händlern muss dabei oberste Priorität haben.